Auch im Angesicht von Corona gilt: Die weitaus größere und nachhaltigere Bedrohung für die gesamte Menschheit geht von einer anderen Krise aus. Es ist der Zusammenbruch unseres Klimasystems und das unvorstellbare Artensterben, das heißt: der unsere gesamte menschliche Existenz auf dem Planeten bedrohende Verlust der Biodiversität.
Die Wissenschaftler sprechen von nur noch wenigen Jahren, die bleiben, um das Ruder herumzureißen. Es gibt zwei Daten, die immer wieder genannt werden: 2035 und 2050.
Bis 2035 müssen die entscheidenden Weichen gestellt worden sein, die Transformation in die Gesellschaft muss unumkehrbar sein; und 2050, entsprechend der Zielsetzung des Pariser Klimaabkommens, muss die Klimaneutralität weltweit erreicht sein.
Auch Ostbevern ist herausgefordert, sich dieser Menschheitsaufgabe zu stellen.
Wir müssen gemeinsam die Größe der Herausforderung erkennen und dieser Größe entsprechend reagieren.
Die SPD Ostbevern zeigt in sechs Handlungsschwerpunkten, wo dringend Handlungsbedarf besteht; wir zeigen auf, was bisher in diesen Bereichen unternommen worden ist – wir fangen zum Glück nicht bei null an – und zeigen, was noch getan werden muss, damit auch unsere Gemeinde den Klimawandel besteht und das Artensterben zumindest ein wenig bremst.
Wir wollen das bei uns Erreichte nicht kleinreden, Ökologie, Umweltschutz bestimmt schon länger als in vielen anderen Gemeinden unsere kommunalpolitische Tagesordnung.
Mit der Ausrufung des Klimanotstandes -2019 von der SPD veranlasst- muss sich ein unüberhörbarer Weckruf verbinden: Weiter so- das ist zu wenig!
Klimaschutz muss Hauptsache werden! Vom Bürgermeister über Rat und Verwaltung und die Vereine, über die allgemeine Bürgerschaft bis zu den Jüngsten in den Kitas!
Ostbevern hat hier sehr viel aufzuweisen; das Thema wird auf unterschiedliche Weise angesprochen und bearbeitet: unter anderem im Klimakonzept, beim European Energie Award, im Quartierskonzept.
Es fehlt jedoch die Zusammenführung der unterschiedlichen Konzepte, manches steht seit Jahren nur auf dem Papier (etwa beim Klima- oder Quartierskonzept), es fehlen klare Zielvorgaben und deren Evaluation), und es fehlt eine umfassende, kontinuierliche, institutionalisierte Bürgerbeteiligung.
Bei den klimaschädlichen Emissionen im Bereich Energie besteht noch Handlungsbedarf.
Nötig ist deshalb:
Damit die unterschiedlichen Maßnahmen/Vorschläge von den Mitbürgerinnen und Mitbürgern unterstützt und dann verwirklicht werden, braucht es eine radikale Wende in der Kommunikation. Politik und vor allem die Verwaltung müssen auf die Bürgerschaft zugehen, sie intensiv informieren, immer wieder, und sie einladen, sich am Projekt Klimaschutz zu beteiligen.
Dass bei allem die Gemeinde selbst Vorreiterin sein muss, muss kaum betont werden. Auch sie muss ihre Hausaufgaben machen, etwa im Bereich der eigenen Liegenschaften. Schade, dass mit dem Neubau des Rathauses, die Chance auf eine Vorbildfunktion nicht ergriffen wurde.
Ostbevern ist eine junge, schnell wachsende Gemeinde, in der wie wild gebaut wird. Das Baugebiet Kohkamp II ist fertig, in Kohkamp III, Teil 1 stehen schon die ersten Häuser, und es warten schon ungeduldig viele Bauwillige darauf, dass der zweite Teil des Baugebiets entwickelt wird. Ostbevern wächst-mit allen Vorteilen (junge Familien, neue Impulse durch Neubürger*innen, zusätzliche Arbeitskräfte…), aber auch mit ökologischen und infrastrukturellen Problemen, die bewältigt werden müssen.
Mit jedem Bauplatz und den Zufahrtswegen schreitet die Versiegelung des Bodens voran und es gehen ein Stück Natur und landwirtschaftliche Flächen verloren. Und bei dem rasanten Wachstums Ostbeverns kann man nur feststellen, dass die Ortsränder immer weiter in die Landschaft geschoben und die Ortsmitte immer weiter weg rückt. Damit ändert sich auch spürbar der Charakter des Dorfes.
Außerdem: Auch in diesem Bereich müssen die klimaschädlichen Emissionen (sie betragen bundesweit 14 Prozent der Gesamtemissionen) verringert und am Ende (2035) auf null reduziert werden. Ausgleichsmaßnahmen stehen oft genug in Konkurrenz mit landwirtschaftlicher Nutzung.
Nötig ist deshalb:
Die Entwicklung der Gemeinde( Politik, Verwaltung, Bürgerschaft) muss einer konkreten, nachhaltigen Gesamtstrategie folgen, denn mit den bisherigen Ad-hoch-Entscheidungen und einer „ Von der Hand-in den Mund-Politik“ schafft man mehr Probleme als Lösungen.
Um eine solche Vision zu realisieren, setzen wir uns für folgende Ziele ein:
Um auch in diesem Bereich die notwendigen Klimaziele zu erreichen, sind klare und eindeutige Vorgaben und Anreize nötig!
Die Gemeinde startet, zusammen mit den Stadtwerken Ostmünsterland (SO), eine Solarinitiative. Ziel: alle dafür in Frage kommenden Dächer und Freiflächen werden mit Photovoltaik-Anlagen bestückt.
Die im ersten Quartierskonzept erarbeiteten Maßnahmen werden zügig umgesetzt und analog auf das ganze Dorf übertragen.
Ein besonders wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität auch in Ostbevern ist die energetische Sanierung der Altbauten. Sie muss als Maßnahme mit hoher Priorität ernstgenommen werden.
20 Prozent der CO2-Emissionen stammen aus dem Verkehrssektor. Im Klartext: Wir (auch in Ostbevern) fahren zu viel Auto und fliegen zu viel. Die Politik im Dorf beginnt allmählich zu erkennen, wie wichtig das Thema ist. Wir können unsere Klimaziele nicht erreichen, wenn wir den auf fossile Brennstoffe fixierten (Individual)-Verkehr nicht einschränken beziehungsweise auf null reduzieren (spätestens bis 2035!). In der Gemeindeverwaltung gibt es erste Pläne für eine Verkehrswende. Aber sie sind noch ‚in der Mache‘. Es ist deshalb wichtig, in aller Öffentlichkeit auf die Probleme und die möglichen Lösungen hinzuweisen.
Es gibt noch zu viel Autoverkehr, zu wenig Tempobegrenzung, zu wenig fahrradfreundliche Angebote (Weg zum Bahnhof, Velorouten nach Münster) schlechte Anbindungen an den Bahnhof und schlechte Taktung. Zudem: Die Preise für Bus und Bahn sind viel zu hoch.
Ein attraktiverer und sicherer Fußgängerverkehr ist Voraussetzung: d.h. breitere Bürgersteige, sinnvolle Pflasterung bzw. Asphaltierung, Ruheplätze, Querungshilfen, Orientierungen für Behinderte, grüne Verbindungen zu den und durch die Neubaugebiete
Wir wollen einen Imagewandel zu einer „Mobilitätskultur der Nähe“.
Dazu braucht es ein einladendes Radverkehrskonzept, das zum Umsteigen auf das Fahrrad anreizt: d. h. breite Fahrradwege, bevorzugte Fahrradstraßen, Fahrradleitsystem im Dorf, Velorouten nach Münster. Das Konzept muss zeitliche Ziele vorgeben, wann jeweils eine Erhöhung des Anteils des Radverkehrs am allgemeinen Verkehr erreicht sein soll.
Der Autoverkehr muss deutlich reduziert werden. Nötig ist ein Handlungsmix:
Ein großes Hindernis, die umweltfreundlichen Bahn zu nutzen, besteht in der umständlichen Anbindung an den Bahnhof Brock. Bislang hat die Unpünktlichkeit der Regionallinie, die den Bahnhof anfährt, Berufspendler*innen und Termingebundene an dem Umstieg auf die Bahn gehindert. Das wird sich hoffentlich verbessern mit dem neuen Vertrag mit Westfalenbus.
Dennoch sind weitere Maßnahmen nötig:
E-Mobilität und andere alternative Antriebstechniken müssen gefördert werden, indem:
Die in Ostbevern ansässigen Betriebe reichen von Einzelunternehmen bis zu börsennotierten, international agierenden Unternehmen. Darunter finden sich sowohl Ökostrom-Bezieher als auch Erzeuger von erneuerbaren Energien (z.B. Photovoltaik). Wenige Windkraftbetreiber decken den Strombedarf der Gemeinde zu weit über 100 %.
Die ökologische Perspektive ist in diesem Bereich, auch aufgrund einer seit Jahren angespannten Haushaltslage, stark vernachlässigt worden. Vereinfacht gesagt: Jeder Gewerbesteuerzahler war und ist willkommen. Die Gemeinde ist auf steigende Steuereinnahmen angewiesen und hält sich aktuell in der Rolle als Zwischenhändler von Baugrundstücken über Wasser. Vorgaben für die „Ökologisierung“ vorhandener oder neuer Gewerbegebiete existieren nicht, abgesehen von einem ersten Impuls der SPD-Fraktion aus dem Jahr 2019, in dem sie gefordert hat, das neue Gewerbegebiet West nach ökologischen Kriterien zu planen. Der Antrag wird hoffentlich in absehbarer Zeit umgesetzt.
Neu geplante (und vorhandene) Gewerbe -und Industriegebiete müssen ökologisch gedacht werden!
Der Griff in das Regal hat weitrechende Folgen, denn was wir konsumieren, hat unmittelbaren Einfluss auf Mensch und Umwelt. Die Deutschen geben im Durchschnitt aber gerade einmal rund 10 % ihres Haushaltseinkommens für Lebensmittel aus, so wenig wie kaum ein anderes Land in Europa. Viele Supermärkte haben ihr Sortiment aufgrund eines allmählichen Umdenkens der Konsumenten inzwischen um ökologisch und fair produzierte Ware ergänzt. Umliegende Höfe haben die Vorzüge der Direktvermarktung erkannt und bieten regional hergestellte Produkte an. Die Gemeinde hat dazu bereits einen aufschlussreichen Flyer herausgebracht.
Aber das maßgebende Kriterium beim Einkauf ist viel zu häufig allein der Preis, sodass jene, die es sich eigentlich leisten könnten, die teureren, aber biologisch bzw. regional erzeugten Produkte links liegen lassen – Es ist ein klassisches Gefangenendilemma getreu dem Motto: „Ich kann die Welt allein ohnehin nicht verändern, also lass ich es!“. Allen politisch gesetzten Anreizen zum Trotz bleibt die Entscheidung, wie viel Fleisch ein Mensch isst, welche Kleidung er kauft oder ob er in den Urlaub fliegt, bislang eine rein private Frage, die den Handlungsspielraum der Kommunen enorm einschränkt.
Geeignete Maßnahmen:
Ein besonders wichtiger Aspekt des Klima-und Umweltschutzes ist der Naturschutz im eigentlichen Sinn. Es gibt einen riesigen Handlungsbedarf, sowohl weltweit als auch vor der eigenen Tür.
Das setzt eine informierte Bürgerschaft voraus – nicht zuletzt durch Impulse von Politik und Verwaltung in Zusammenarbeit mit Umweltvereinen, Schulen, Initiativen u. a.
Wir setzen uns für die Erstellung eines Rettungsplans ein (nach Orts-Landes-und Bundesvorgaben), der sich auf folgende Naturparameter bezieht: